Seit 1996 begleitet der französische Dokumentarfilmer Georges Gachot das Schaffen des Musikers und Kinderarztes Dr. Beat «Beatocello» Richner in Kambodscha. Entstanden sind bisher vier Porträts des bekannten Kinderarztes, der letztes Jahr zum «Schweizer des Jahres» gewählt wurde.
In Gachots neuestem Dokumentarfilm Geld oder Blut werden zwei gegensätzliche Gesundheitssysteme einander gegenübergestellt und damit die übergeordnete, seit Jahrzehnten umstrittene Frage aufgeworfen, welche Versorgungsmedizin für die Armen dieser Welt angemessen ist. Die WHO und die Unicef vertreten seit über 25 Jahren eine ärztliche Betreuung auf der Grundlage der Basisversorgungsmedizin. Der Schweizer Kinderarzt Beat Richner setzt sich hingegen seit 1991 für eine ganz andere humanitäre Vision ein. Unter seiner Obhut und seinem unermüdlichen Einsatz entstanden in dieser Zeit in Kambodscha drei Kinderspitäler, die dem europäischen Standard entsprechen. Darin werden 80 Prozent der kranken Kinder des Landes betreut.
Nebst Bewunderern von Beatocello wie den französischen Filmgrössen Gérard Depardieu und Carole Bouquet kommen auch die Stimmen des gegnerischen Lagers zu Wort. Die im Film zusammengetragenen Fakten zeigen unmissverständlich, dass der von Kritikern geschmähte «Luxusmediziner» Dr. Beat Richner, im Gegensatz zum staatlichen von der WHO und der Unicef unterstützen Gesundheitswesen, Kinderspitäler unterhält, in denen Korruption und Unmenschlichkeit der Vergangenheit angehören und die eigentliche ärztliche Verpflichtung, nämlich Leben zu retten, kompromisslos wahrgenommen wird.
Unter der Regie von Georges Gachot gelang es zum ersten Mal, die Türen des staatlichen Gesundheitswesens von Kambodscha für die Kamera zu öffnen. Durch die Gegenüberstellung der gegensätzlichen Gesundheitsdienste wird ein direkter Vergleich erst möglich. Diese Zusammenführung lässt ein neues Bild der Wirklichkeit entstehen.
Die Musik stellt ein Leitmotiv in der dokumentarischen Handschrift Georges Gachots dar. Im filmischen Themenkreis über Beat Richner ist auch Bach at the Pagoda (1997) einzuordnen. Dieses erste Werk widmet sich ausschliesslich Beatocellos musikalischem Schaffen. In Geld oder Blut – Welche Medizin für die Armen dieser Welt? rückt die Tonkunst zugunsten des humanitären Wirkens des Arztes in den Hintergrund, untermauert jedoch den gesamten Film. Die zurückhaltende, aber präsente Einbringung der Musikkompositionen Beatocellos widerspiegeln auch deren Bedeutung für sein soziales Engagement. Trotz dem emotionalen Thema ist Gachots Bildsprache nie pathetisch, sondern bleibt der sachlichen Information verschrieben. Das Tempo des sowohl politisch wie ästhetisch eindrucksvollen Films lässt den Zuschauern immer genügend Zeit. Geld oder Blut nimmt das Dokumentarische als oppositionelles Genre wahr und ist als Beitrag zu einer mutigen Sichtweise auf die Welt zu werten.