Eines Morgens findet Peter seine Freundin Julie tot in der Badewanne. Sie war während der letzten Jahre immer tiefer in die Tablettensucht geraten, ohne dass Peter dies mitbekommen hätte. Er war viel zu beschäftigt mit seinem Computer und dem Knacken geheimer Zugangsdaten. Wie in Trance ruft er einen Krankenwagen, verlässt die Wohnung mit seinem Laptop und steigt in einen Zug ein. Auf der Reise vernichtet er die ZIP-Karte seines Mobiltelefons. Eher zufällig landet er in Köln, wo er sich durchschlägt, indem er in fremden Wohnungen ein Schattendasein führt. Allmählich nistet er sich in drei verschiedenen Wohnungen ein und beginnt mit deren BewohnerInnen Kontakt aufzunehmen. Selbstverständlich reagieren diese nicht unbedingt erfreut auf den Eindringling. Auf wundersame Weise aber entwickeln sich Beziehungen, die für alle Beteiligten eine Bereicherung darstellen. Peter findet einen Weg, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und in Dialog mit ihnen zu treten. Seinem ersten Gastgeber, Schrader, hilft er beim Schreiben eines Manuskripts, für den Zweiten kocht er wunderbare Menüs oder spielt mit dem ewig Einsamen Schach, und mit Paula kommuniziert er über Zitate aus Büchern. Diese Rückkehr zur Menschlichkeit hilft ihm, seinen Schmerz, die zurückkehrenden Erinnerungen und seine Schuldgefühle zu meistern.
Nicht nur schafft es der Schweizer Regisseur Marc Ottiker, mit seinem Film 1/2 Miete eine Story zu erzählen, die durch ihre Einzigartigkeit besticht, sondern er vermag auch durch ihre Gestaltung zu berühren. Selten werden auf der Leinwand Figuren gezeigt und Dialoge gesprochen, die mit so viel Liebe zum Detail gestaltet worden sind. Sie sind liebenswürdig und verschroben zugleich, vor allem scheinen alle auf die eine oder anderer Art einsam zu sein. Wenn wir beobachten können, wie Paula nach dem Benutzen des Toasters routiniert die Krümel mit dem Handstaubsauger entfernt oder nichts Besseres zu tun weiss, als dem neuen Lover von gegenüber nach der ersten Liebesnacht die Wohnung zu putzen, erfahren wir über solche Bilder innert weniger Sekunden sehr viel über diese Figur: Sie berührt uns.
In einer Parallelmontage werden mit klaren, schlichten Bildern die Geschichten von Peter und den Wohnungsinhabern erzählt, bis sie sich auch im Bild begegnen. Nur manchmal überrascht der Film mit stilistischen Spielereien wie einem in vier Teile geteilten SplitScreen, in dem z. B. das Eindringen Peters in eine Wohnung zeitversetzt gezeigt und somit verkürzt wird. Der Ton ist funktional gehalten ohne überflüssige Geräusche, oftmals herrscht Stille. Die Figuren und deren Wahrnehmungen bleiben im Vordergrund. Musik wird sparsam eingesetzt, oft nur Gitarre, und erinnert stellenweise an die frühen Filme des Mitproduzenten Wim Wenders wie Paris, Texas.
Einfühlsam und witzig dokumentiert Ottiker Peters Entwicklung vom egozentrischen Computerfreak zum Helfer in Not und schliesslich zum guten Mensch von Köln, der nun auch sich selbst zu erkennen beginnt. Ottikers Film ist eine echte Bereicherung für den deutschsprachigen Film.