B comme Béjart beginnt noch vor dem Vorspann mit einer audiovisuellen Dokumentation von Béjarts Bolero-Choreografie aus dem Jahr 1961 und endet mit einem schwarzweissen Familienfilm, der dem Nachspann hinterlegt ist: Wir sehen den Choreografen, wie er als Kind voller Lebensfreude auf einer Wiese herumtobt. Der Hauptteil des Films verläuft allerdings chronologisch und zeigt die Proben zu Béjarts neuester Kreation Lumiere, die Schüpbach von den ersten Bewegungen bis zur verregneten Probeaufführung in Lyon in einem römischen Freilufttheater aufzcichnet. Im Lauf dieser Zeitspanne - von März bis Juni 2001 - sehen wir den Choreografen hauptsächlich bei der Arbeit mit dem «Béjart Ballet Lausanne»; wir assistieren zudem einem Kollektivinterview mit Journalisten und wohnen selbst einigen seltenen Momenten seines Privatlebens bei, das allerdings ständig von beruflichen Anforderungen tangiert ist.
Mit seiner vergleichsweise linearen Erzählweise, die sich wohl bewusst von Béjarts assoziativem Vorgehen abhebt, gibt Schüpbach Einblick in einige Grundmotive, die dessen Arbeit charakterisieren. Die horizontale und vertikale Montage verschiedenster Elemente, die viele von Béjarts Kreationen auszeichnet, verliert sich nicht in formalistischen Experimenten, im Gegenteil: Die Musik von Bach, Barbara, Brei, aber auch Bibelauszügc und die Anfänge der Filmgeschichte dienen dazu, Béjarts «Visionen» - hier, in Lumiere, der Wahrnehmung des Lichts - ihre besonderen Konturen zu verleihen. Eine weitere Inspirationsquelle findet Béjart in seinen Erinnerungen: Seine eigene Kindheit, aber auch generell die verschiedensten Mode- und Kulturströmungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verleihen seinen Choreografien eine nostalgische Patina, die sozusagen zu seiner Handschrift geworden ist. In Lumière äussert sich diese besonders deutlich: Zwei Clowns - die Brüder Auguste und Louis Lumière - erinnern mit ihrer Aufmachung daran, dass die Anfänge des Kinos in die Zirkuswelt zurückreichen.
Schupbachs wacher, aber nie indiskreter Kamera gelingt es, auch unbekanntere Zonen von Béjarts ästhetischem System zu erhellen. «Die Choreografie praktiziert sich zu zweit, wie die Liebe» ist auf dem Filmplakat zu lesen. Der Satz ist etwas reisserisch, doch vermag er, der essenziellen Frage nach der Position des Choreografen innerhalb seiner eigenen Arbeit nachzugehen. Béjart selbst tritt kaum noch auf die Bühne; seine physische Präsenz während der Proben und sein unentwegter, fordernder Austausch mit seinen Tänzern scheinen seinen Produktionen jedoch mehr als alle choreografierten Figuren seinen persönlichen Ausdruck zu verleihen. Und es ist wohl auch dieser spezifische Dialog mit seiner Truppe, der Béjart jene körperliche Grazie bewahrt, die dem Publikum bereits in der ersten Minute von comme Béjart ins Auge springt: ein korpulenter Mann von 75 Jahren, dessen Bewegungen an Eleganz und Präzision von keinem der Tänzer übertroffen werden.