Zwei Kumpel sind in einem Kleinbus unterwegs ans südfranzösische Meer und erhoffen sich dort ein paar Tage Ruhe und Entspannung. Plötzlich hält der eine in einem Dorf auf dem Weg an. Wie sich herausstellt, will sich der junge Geschiedene dort mit seiner Ex-Frau und seinen Kindern versöhnen. Das war offenbar von Anfang an sein Plan, denn er hat nicht bloss Sachen für ein paar Tage Ferien dabei, sondern sein ganzes Hab und Gut aus der geräumten Wohnung. Sein Kollege ist nicht sonderlich begeistert von dieser Idee; und auch die Kinder und vor allem die Ex-Frau fühlen sich brüskiert und überfallen; er will nämlich wieder bei ihnen wohnen und macht sich sogleich im Haus breit. Zu ersten offenen Streitigkeiten kommt es, als der neue Freund der Frau heimkommt und seine Eifersucht bekundet. Verständlich, dass er den Nebenbuhler möglichst schnell wieder aus dem Haus haben will. Schliesslich entscheiden die Kinder, dass sie mit ihrer Mutter, deren neuem Freund, ihrem leiblichen Vater und dessen Kumpel für ein Picknick aufs Land fahren wollen. Dort kommt es zwar zum endgültigen Eclat, überraschenderweise kann man sich aber auf eine Lösung des Zusammenlebens einigen.
Der 33-jährige Regisseur Vincent Pluss studierte an der Universität von New York und sammelte erste Erfahrungen als Cutter fürs Fernsehen. Mit diesem auf Digitalvideo gedrehten Film wollte er «eine Art Gegengift» zu den perfektionistischeren traditionellen Filmproduktionen schaffen. Deshalb auch sein Engagement in der «Doegmeli»-Bewegung, die sich in Anlehnung an ihr dänisches Vorbild «Dogma» zum Ziel gesetzt hat, die Schweizer Filmlandschaft mit unkonventionellen Produktionsansätzen zu verändern. Niedergeschlagen hat sich das in On dirait le sud einerseits in der Machart: In wenigen Tagen gedreht, findet man sich durch wacklige Kameraaufnahmen in den typischen Videofarben mitten in einem Familiendrama wieder, was teilweise zu einer ungemütlichen Unmittelbarkeit führt. Zusätzliche Authentizität erhält der Film andererseits dadurch, dass die Geschichte zwar auf einem Drehbuch fusst, die Schauspieler die Grundstruktur jedoch individuell interpretierten und über weite Strecken improvisierten. Was bei andern die Crux, ist bei Pluss gerade das Scharnier zum Funktionieren. Die Geschichte ist stets im Vordergrund, strukturiert den Film, wobei sich die Länge von einer Stunde als vernünftiges Mass erweist. Wahrlich eine «Skizze im positiven Sinn des Wortes», wie Pluss das ausdrückt.