Gambling, Gods and LSD ist der sechste abendfüllende Film des Kanadaschweizers Peter Mettler, der neben seiner Praxis als Filmemacher auch schon für Bruce McDonald und Atom Egoyan die Kamera führte. In seinem Anspruch, metaphysische Rituale ästhetisch darzustellen, situiert sich der Film willentlich auf der Trennlinie zwischen Fiktion und Dokumentation. Wie Mettlers frühere Arbeiten jedoch lässt sich auch diese Produktion als Versuch qualifizieren, «Unsichtbares sichtbar zu machen». Tatsächlich scheint dieses Credo - es lieferte auch den Titel zu einer Publikation, die Mettler 1995 gewidmet wurde - die Thematik von Gambling, Gods and LSD vorauszunehmen: Der Film versteht sich als gross angelegte, die Kontinente überschreitende Untersuchung der Transzendenz.
Gambling, Gods and LSD beginnt in Toronto, wo sich Mettler mit einem Freund über dessen Drogensucht unterhält; dazwischengeschnitten sind Bilder der Flughafenpiste sowie Aufnahmen von den Bildschirmen der Fluglotsen, von Kabelsträngen und von Flugzeugen. Dasselbe Prinzip - die Konfrontation von Gesprächen mit illustrativen und assoziativen Einstellungen - prägt auch die folgenden Sequenzen, die jeweils in Nevada, in der Schweiz und in Indien aufgenommen wurden. Das Fazit, das der Regisseur aus seinen Gesprächen zieht, stützt das Postulat des Films nach globaler Geltung: «Je weiter ich reise, umso deutlicher erkenne ich Ähnlichkeiten - dieselben Wünsche, Gesten, Fragen.»
Die spirituellen Erfahrungen, in welche die lose zusammenhängenden Szenen Einblick geben, sind indessen unterschiedlich. Erstaunlicherweise erweisen sich jene Sequenzen am stärksten, die den metaphysischen Anspruch mit der Banalität des Alltags kollidieren lassen wie beispielsweise das Porträt einer jungen Frau, die sich in Las Vegas mittels eines apokalyptischen Apparats, der direkt aus Kafkas Strafkolonie zu stammen scheint, ihr «erotisches Potenzial» messen lassen will.
Eine weitere Qualität des Films liegt in seiner sorgfältig claborierten Struktur, die ihm seine fragile, aber überzeugende Form verleiht. Unverhoffte Unterstützung findet diese assoziative Verkettung von Fragmenten in den Sätzen jenes Zürcher Biochemikers, den seine Forschungsergebnisse zur Überzeugung gebracht haben, dass sich «lebende Organismen via Zellmaterialaustausch genetisch auch horizontal» beeinflussen könnten: Diese ebenfalls von Cronenberg formulierte Idee - die wechselseitige Kontamination von a priori unabhängigen Organismen - illustriert Mettler wiederum mit Aufnahmen von Bächen, Rinnsalen und Flüssen, die im Film wiederholt auftauchen.
Auch wenn der Film ästhetisch und konzeptuell gelungen ist, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass er seinem innersten Anspruch - der Visualisierung der Transzendenz - nicht immer genügen kann. Gerade wenn die Bildsprache an Präzision verliert, macht sich der Verzicht auf den sprachlichen Ausdruck bemerkbar: Dies wird zumal in der letzten Szene des Films deutlich, deren visuelle Schönheit mit ihrer verbalen Unschärfe kontrastiert: «Es geht um das Leben der Menschen», umreisst Mettler im Off seinen Film, «es geht um den Zustand der Menschen.»