In ihrem bis ins Kleinste durchgestalteten Film, der die Mittel Bild, Ton und Schnitt virtuos einsetzt, zeichnet Andrea Staka das Porträt von fünf Künstlerinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die heute in New York leben: Die Schauspielerin Mirjana Jokovic spielte die Hauptrolle in Emir Kusturicas Film Underground und tritt jetzt in amerikanischen Theatern auf. Die Malerin Vcsna Golubovic sprayt Graffiti und malt Fresken. Die drei Musikerinnen Danijela Popovic, Aleksandra Vojcic und Milica Paranosic bilden die Musikgruppe D’Divaz. Alle haben sie Jugoslawien zwar nicht wegen des Krieges verlassen, setzen sich aber intensiv damit auseinander.
Andrea Staka, die ebenfalls aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und heute als Filmschaffende in New York lebt, ist mit ihnen befreundet. So meldet auch sie sich während des ganzen Filmes immer wieder zu Wort, erzählt, wie sie dazu kam, diesen Film zu drehen, oder erinnert sich an glückliche Sommerferien an der jugoslawischen Adria. Gegen Ende des Films bricht sie weinend zusammen, weil sie den Frauen ihrer Meinung nach nichts gegeben und vielleicht die falschen Fragen gestellt habe. Als die Künstlerinnen sie trösten, spürt man, wie sich die Frauen im Lauf der Dreharbeiten nahegekommen sind.
Der Film hat zwei Erzählstränge: Auf der Tonebene handelt er von der Auseinandersetzung der Frauen mit dem Krieg, mit dem Fernsein der geliebten Menschen und dem Verlassen der Heimat. Hier wird oft die Frage diskutiert, ob es feige oder mutig war, Jugoslawien zu verlassen. Auf der Bildebene schildert der Film vor allem die kreativen Prozesse: Wenn Grossaufnahmen zeigen, wie Finger auf die Klaviertasten hämmern oder wie ein Pinsel einen weissen Strich auf den blauen Hintergrund malt, wird das künstlerische Schaffen beinahe physisch erlebbar. Über das Leben der Künstlerinnen in Jugoslawien erfährt man vorwiegend aus Kindheitserinnerungen. Die Frauen mögen nicht über den Alltag unter den derzeitigen schwierigen politischen Umständen in Jugoslawien reden, und dies sagt mehr aus, als wenn sie es in allen Details beschreiben würden.
Die innovative Kamera von Igor Martinovic überrascht immer wieder mit ungewohnten Bildausschnitten - ebenso wie die Musik der D’Divaz, die alte Volkslieder neu arrangiert. Der ganze Film ist ein kleines Juwel, ein Genuss für Auge und Ohr, der gleichzeitig den Geist anregt. Und als Danijela am Schluss eine fröhliche Melodie auf dem Klavier anstimmt, staunt man, dass trotz allen Schmerzes eine solche Leichtigkeit möglich ist.