Die Parallelmontage - im erzählenden Kino primär ein Mittel der Spannungserzeugung - wird in dokumentarischen Arbeiten gerne als Instrument der Analyse benutzt. In Gruppenporträts wie Matthias von Guntens Reuen ins Landesinnere (1988) oder Errol Morris’ Fast, Cheap and Out of Control (USA 1997) schafft die Montage ohne Rückgriff auf Off-Kommentare Verbindungen zwischen vermeintlich disparaten Figuren, die sich im Verlauf des Films zu einem Gewebe von illustrativen Analogien verdichten. Der Berner Peter Guyer, von Haus aus Kameramann, greift in seiner ersten längeren Regiearbeit auf dieses Stilprinzip zurück, um ein Thema zu behandeln, das die Medienöffentlichkeit derzeit stark beschäftigt: die so genannte Globalisierung.
Guyer wählt als Ansatzpunkt seiner Darstellung einen weltweit operierenden Konzern von fast schon emblematischem Wert: den Fastfood-Giganten McDonald’s. Er vergleicht sechs Filialen der Burger-Kette miteinander und schildert anhand von vier Filialleitern und zwei Angestellten aus Las Vegas, Peking, Johannesburg, Rio de Janeiro, Rovaniemi in Finnland und Zuchwil im Kanton Solothurn, welche Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen die Arbeit in einem Konzern hat, der weltweit das gleiche standardisierte Produkt absetzt und dieses in streng arbeitsteilig organisierten Abläufen herstellen und verkaufen lässt. Guyer interessiert sich für die Arbeit, aber auch für die Freizeitbeschäftigungen der Porträtierten (der finnische Filialleiter geht zur Jagd, seine Kollegin aus Zuchwil gehört zum örtlichen Kaninchenzüchterverein) und natürlich für ihre Essgewohnheiten (McDonald’s-Angestellte essen keine Hamburger).
Zu Beginn liefert der Film eine Strukturskizze des Konzerns, der nach einem Franchisensystem funktioniert, in dem die Geschäftsführer - ähnlich wie Autoverkäufer - Lizenznehmer der Marke sind und den Hauptteil des Geschäftsrisikos tragen. Guyer begleitet einen seiner Gesprächspartner zum Jahrestreffen der Filialleiter und fängt einige Impressionen von den Anfeuerungsreden ein, mit denen die Konzernleitung ihre Mitarbeiter in Laune zu bringen versucht. Im weiteren Fortgang des Films konzentriert Guyer sich auf die Figuren, auf ihr Leben und ihre Arbeit. Er lässt sich dabei von seiner Sympathie tür die Menschen zum Abschweifen verleiten und widmet ihren ausserberuflichen Aktivitäten bald mehr Zeit als der Beschäftigung mit ihrer Rolle im McDonald’s-Apparat. So lösen sich Guyers Porträts leider bald ab vom Thema, und der überlange Film lehrt uns am Ende mehr über die Sektenzugehörigkeit des brasilianischen Hamburger-Braters als über die Routinen seines Arbeitslchens.
Näher als den analytischen Parallelmontagen von Guntens und Morris’ steht Big Mac, Small World schliesslich einem anderen Format und Medium: Farbenfrohe Reihenporträts exotischer Menschen (die Schweizer Filialleiterin ist dunkelhäutig und stammt aus Surinam) waren schon das Erfolgsrezept des Helvetas-Kalenders.