Christian Davi verfügt über ein spezifisches Talent, das er schon mit seinem ersten Längeren Dokumentarfilm Die Regierung (1997) unter Beweis stellte: Er hat ein genaues Auge für die Beziehungen und Vorgänge, die innerhalb von Gruppen ablaufen, und er versteht es, sich mit einer Digitalvideokamera so unter den Akteuren zu bewegen, dass er Teil ihres Beziehungsgewebes wird, dass er Reaktionen antizipieren, Dialoge und Auseinandersetzungen wie gestaltete Verläufe wiedergeben kann. Künstlergruppen scheinen ihm besonders zu liegen, und als wollte er Henri-Georges Clouzots Methode aus Le mystère Picasso aufs Dogma-Zeitalter übertragen, interessiert er sich dabei stärker für die Dynamik des Gestaltens als für die Werke und ihre Kommentierung. In Dze Regierung führte er das Publikum ins Innenleben einer Gruppe von behinderten Musikern ein; in Gopf in Afrika begleitet er das Tanz- und Mimentrio Gopf, bestehend aus dem DJ Dimitri de Perrot und den zwei Tänzern Gregor Metzger und Martin Zimmermann, auf einer Tournee durch Südafrika. Auf Einladung der Pro Helvetia tritt das Trio mit seiner mit Techno-Grooves unterlegten, in Gesten erzählenden Tanzshow in Gemeindesälen und kleinen Theatern auf, bisweilen nur vor wenigen Leuten, bisweilen vor Hunderten von Zuschauern, inklusive diplomatischer Delegationen.
Der Film gibt die Show wieder und verknüpft ihre Darstellung mit einem Reisebericht. Davi und sein Kameramann Filip Zumbrunn registrieren Momente des Bangens vor dem Auftritt, Auseinandersetzungen mit den Veranstaltern, Dialoge mit begeisterten Zuschauern, aber auch Szenen aus den Überlandfahrten der Truppe im gemieteten Kleinlaster. Mit viel Feingefühl für Subtilitäten des Ausdrucks fängt Davi das Verhalten der Porträtierten in Krisensituationen ein - etwa als dem Wagen in offener Steppe das Benzin ausgeht. Die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe wird besonders deutlich in einer Szene, in der die drei jungen Artisten, einen ungewohnten Auftritt anfänglich mit höflicher Skepsis bewältigend, Hauptpersonen eines Empfangs im Garten des Schweizer Konsuls in Kapstadt werden. Das Trio hat, so stellt man in der Szene fest, seinen Aussenminister, der in solchen Situationen zu grosser Form aufläuft, aber auch seinen designierten Darsteller für die Rolle des schwierigen Künstlers.
Gopf in Afrika belegt erneut Davis ausserordentliches Gespür für die Dramaturgie des Moments, und Cutterin Myriam Flury gelingt es, das Potenzial des Materials in der Montage freizusetzen. Der Film erzählt die Geschichte einer abenteuerlichen Reise, bei der es auch um grundsätzliche Themen wie Freundschaft, Loyalität und Selbstfindung geht. Was für ein Künstlerporträt doch eine bemerkenswerte Leistung ist.