Ein Herzinfarkt erinnert den 75-jährigen Giuseppe de Metrio an sein baldiges Ende. Doch eines noch will er erledigen: Seine geliebte Enkelin Carla ist blind und wartet schon lange auf eine Hornhauttransplantation. Geld ist keines da, Giuseppe erinnert sich jedoch an ein Versprechen seines früheren Patrons und verlässt mit Carla heimlich seine Heimat Apulien Richtung Schweiz.
Der Besuch beim Bauunternehmer Broyer ist jedoch eine Enttäuschung. Autistisch rekonstruiert er in einer Altersresidenz historische Schlachten. In herablassender Güte überreicht er Giuseppe ein wertloses Papier, das «Patent Broyer», das auf eine damalige Entwicklung seines loyalen Vorarbeiters zurückgeht. Desillusioniert verlässt Giuseppe den eisigen Ort. Die blinde Carla erweist sich als eigenwillige Beobachterin und bringt mit kritischen Fragen ihren optimistischen Grossvater in arge Bedrängnis. Die beiden finden Unterschlupf bei Frau Broyer, die Giuseppe heimlich zart verbunden war - nicht ohne Folgen, wie er erst jetzt erfährt.
Zufällig trifft Giuseppe in Genf einen alten Arbeitskollegen und Landsmann, einen ehemaligen Kommunisten, der es in der Schweiz zu etwas gebracht hat. Auf dem Hochzeitsfest dessen Sohnes platzt dem gutmütigen Giuseppe der Kragen. Sein im Schweizer Arbeitsleben tausendmal verletzter Stolz schiesst in eine flammende Rede. Dann hellt sich der Horizont auf, die künstliche Bläue Apuliens (das heisst der Restauranteinrichtung) strahlt.
In einer stringenten und einfachen Bildsprache erzählt Rabaglia mit Liebe und Respekt für alle Figuren eine in den Grundzügen wohlbekannte Geschichte der trügerischen Hoffnung auf das Land, wo Milch und Honig fliessen, erfrischend und humorvoll neu. Er scheut weder Dramatik noch grosse Gefühle und zeigt trotz ernstem Grundton satirisches Temperament. Gekonnt spielt er per Schnitt und Musikeinsatz auf der Klaviatur der Emotionen. Ohne den schalen Nachgeschmack von papierener Wirkungsberechnung und vordergründigen Effekten bewegen sich Rabaglia und seine überzeugenden Protagonisten (allen voran Paolo Villaggio als Giuseppe) behende zwischen Melancholie, Situationskomik und Spott.
Monieren mag man, dass die Geschichte wie schon Rabaglias erster Spielfilm, die Komödie Grossesse nerveuse (1993), zu glatt zu wenig Widerhaken und Ambivalenzen und zu viele Zufälle aufweist. Die Rückblenden auf Giuseppes Leben in armseligen Baustellenbaracken etwa - aufgenommen in einer Siebzigerjahre- Fernsehästhetik - fallen eher holzschnittartig aus. Doch Giuseppes Lavieren zwischen Groll und Versöhnung im Land, das Arbeitskräfte holte und in das Menschen Einzug hielten, vermag der Regisseur stimmig und ergreifend zu zeigen. Der Film ist für den im Wallis aufgewachsenen «Secondo» Rabaglia fühlbar eine Herzensangelegenheit.