Histoires de fête ist ein Episodenfilm, der während der Fête des vignerons 1999 gedreht wurde: Dieses Winzerfest findet nur alle 25 Jahre in Vevey statt und bietet ein vielfältiges Spektakel, in dem sich Musik, Tanz und Theater vermischen. Auf die Produzenten Gérard Ruey und Jean-Louis Porchct sowie François Rochaix geht die Idee zurück, diesen Anlass und die festliche Stadt als I Untergrund für einen Film zu nutzen. Fünf Westschweizer Filmemacherlnnen drehten die einzelnen Teile des Spielfilms auf Digitalvideo.
In Les saveurs du printemps erzählt die Regisseurin Nadja Fares von der bewegten Zeit Gregoires während des Festes. Der Statist verliebt sich in die Tänzerin Florence, die er an einer Party vermeintlich küsst. Es stellt sich dann allerdings heraus, dass er nicht mit ihr, sondern mit Florent geschmust hat.
Jean-François Amiguet zeigt in L'écharpe rouge, wie Avram seine Verlobte in Rumänien zurücklässt, um mit einer Folkloregruppe an das Winzerfest zu gehen. Zum Abschied gibt sie ihm einen roten Schal mit. In Vevey lässt sich der junge Mann auf eine andere Frau ein.
Pierre, ein schweigsamer und misstrauischer Städter, geht in Nuit d'éveil von Pascal Magnin auf die Alp arbeiten. Dort will er zunächst von seinem Arbeitskollegen Antonio, einem lebenslustigen und extravertierten Spanier, nichts wissen. Bis eines Tages der Besitzer seine beiden Angestellten an die F'cte des vignerons mitnimmt. Der anfänglich mürrische Pierre taut auf, als er ein australisches Aupairmädchen kennen lernt. Da er kein Geld hat, um sie einzuladen, stiehlt er einige Noten aus einem Portemonnaie, das liegen gelassen wurde. Als Antonio an seiner Stelle beschuldigt wird, greift Pierre erst nach anfänglichem Zögern ein, um seinem Kollegen zu helfen.
In La fille à la caméra von Francis Reusser besorgt sich die Studentin Emma eine Kamera, um das Spektakel zu filmen, in dem sie auch auftritt. Sie lernt Loulou kennen, der in einem besetzten Haus wohnt, und verliebt sich in ihn. Doch da ist noch Laure, die mit Loulou zusammenlebt und eifersüchtig auf seine neue Liebe reagiert.
Waren die Hauptpersonen in den bisherigen Beiträgen alles junge Leute, handelt Le jour de l'éclipse von Raymond Vouillamoz vom 94-jährigen ehemaligen Winzer Marc, der sich aus dem Altersheim schleicht, um an der Fête des vignerons teilzunehmen: Er hat viele nostalgische Erinnerungen an das Fest, an dem er 1927 seine inzwischen verstorbene Frau kennen gelernt hat. Als er sich unwohl fühlt, nimmt ihn die 40-jährige Françoise zu sich nach Hause, wo sie am Nachmittag der Sonnenfinsternis zusammen schlafen.
Allen Episoden ist gemeinsam, dass viel getanzt wird und die mediterran ausgelassene Stimmung von Vevey während des Festes zum Ausdruck kommt. Doch der Bezug zu den Festlichkeiten wirkt vor allem in den ersten Beiträgen aufgesetzt. Auch die gattungsbedingt einfachen Geschichten wirken konstruiert und vermögen nicht zu überzeugen. Die Kurzfilme schneiden zwar wichtige Themen wie Homosexualität, Alter oder Rassismus an, doch diese werden zu einfach, zu klischiert behandelt. Vor einer verführerischen Kulisse spielen die spannungslosen, manchmal schwer verständlichen Geschichten, denen man die Bemühung um eine engagierte Aussage zwar anmerkt, die aber viel zu trivial ausfällt.