Sachte segelt die grosse Blüte vom Himmel und landet auf der Schulter eines jungen Mannes. Ein anderer siehts und ersteht bei der Marktfrau eine Blume für seine Angebetete. Es kommt zum Kuss, die zärtliche Umarmung scheint in einem Bildschirm auf, der kleiner wird und sich als Fernseher entpuppt. Daneben steht das Paar von vorhin, mitten in einer heftigen Krise, und die welke Blume - Erinnerungsstück an verliebte Zeiten - fliegt im Streit durchs Fenster auf die Strasse. Dort beginnt alles von vorn: eine neue Liebesgeschichte, erneut ein Zwist, und die Blume wirbelt wieder durch die Lüfte. Diesmal endets mit Versöhnung, und bald fällt der Frau ein kleines Mädchen aus dem dick gewordenen Rock. Das Mädchen macht sich auf, die Blüte in der Hand, übers Land, in die Stadt. Es wird gross, arbeitet als Marktfrau, deren Blumenstand wieder zum Angelpunkt neuer Liebeleien und alter Liebschaften wird.
Diesen endlosen Bezichungsreigen erzählt Isabelle Favez in ihrem Animationsfilm in einfachen Bildern, mit wenigen Umrissstrichen und kolorierten Flächen. Subtil und konzis skizziert sie ihre Metapher der Liebe als «replay»: Herzensgeschichten in der Endlosschlaufe, ein Karussell der Affären und Amouren, das immer von neuem dieselben Runden dreht. Dabei beschränkt sie ihr Thema nicht auf die inhaltliche Ebene, sondern bezieht auch die formalen Mittel mit ein: Immer wieder ist dasselbe kleine Musikstück zu hören, und auch die Bilder und Szenen wiederholen sich, lediglich Blickwinkel und Konstellationen variieren. Kunstvoll jongliert Favez mit den Elementen Ton und Bild: Die Musik wird filmimmanent, wenn man den Plattenspieler - dessen Nadel sich auch noch in der Rille verfängt - oder die Violinistin beim neuen Auftakt im Bild sicht. Die Liebesabenteuer werden zum Film im Film, mutieren zum Fernsehbild, zur mediatisierten Erinnerung. Ein feines, kleines, sowohl inhaltlich wie formal komplexes Meisterstück an Animation, das sich durch unbeschwerte und verspielte filmische Selbstreflexivität auszeichnet.