Er war ein Lebemann und Charmeur, ein Abenteurer und Romantiker und - in den Augen seiner Tochter - ein «wilder Tiertänger». Der Basler Zoo verdankt ihm sein erstes Panzernashorn. Schlagzeilen erhielt er mit einer raren weissen Pythonschlange namens Scrata, die als «Miss Swissair» zur Promotion einer neuen Fluglinie diente. Und er erfand das Wild-Life-Spiel, das Generationen von Kindern mit seltenen Tierarten in der ganzen Welt und den Grundregeln seines Business bekannt machte. Dies sind nur einige der publizitätsträchtigen Highlights in der Biographie Peter Ryhiners, auch «Pief» genannt, der 1920 in Basel als Sohn einer Arztfamilie geboren wurde. Sein Interesse galt der Zoologie, vorerst wurde aus ihm aber ein kaufmännischer Angestellter in der chemischen Industrie. Seine Leidenschaft machte er zum lukrativen Nebenerwerb: Übers Wochenende fuhr er nach Amsterdam und kaufte den Matrosen Papageien ab, die er zu Hause gewinnbringend verkaufte. Bald führten ihn seine Reisen quer durch Südamerika, Afrika und Asien. Zwischen 2000 und 3000 Tiere fing und verkaufte er in rund zwanzig Jahren, darunter die Elefanten als lukrativste Objekte. Daneben verdiente er sein Geld mit Reiseberichten und filmischen Jagdreportagen sowie Tourneen, auf denen er seine Tiere vorzeigte und Filme vorführte.
Als die Zoos Anfang sechziger Jahre zunehmend die Tiere untereinander austauschen, bekommt Ryhiners Karriere einen Knick: Er kehrt in die Schweiz zurück, zieht einen Partyservice auf - und gibt sich mehr und mehr dem Alkohol hin. Als seine zweite Ehe in die Brüche geht, verlässt er die Schweiz ein letztes Mal und verdingt sich als Safari-Touristen-Begleiter in Kenya, um gänzlich verarmt zurückzukehren. In der psvchiatrischen Klinik von Prefargier nimmt er sich 1975 das Leben.
In langjährigen Recherchen hat Mike Wildbolz die Biographie dieser schillernden Figur ausgeleuchtet. Im Vordergrund steht der Privatmann «Pief». Sein Bruder, seine zwei brauen Mercia Harrington und Vikki Ryhiner und seine freunde (der Zoodirektor Heim Hediger, Tierhändlerkollegen, der Ghostwriter seines Romans The Wildest Game: Daniel P. Mannix) illustrieren die wichtigsten Stationen in seinem Leben. Mit einem Hang zur Anekdote reihen sich die Statements aneinander. Ryhiner selbst kommt in Zwischentexten zu Wort: mit Zitaten aus seinem Reiselagebuch, Ausschnitten aus einer Radiosendung von 1964 und aus seiner Korrespondenz mit «Margritli»Kottmann-Nadolny vom Basler Zoo. Die Aussagen überschneiden sich: Alle betonen sein temperamentvolles Wesen, seine Grosszügigkeit, seinen Hedomsmus: Er liebte Gesell schaft, gutes Essen und Trinken - und schöne Frauen. Ergänzend benutzt Wildbolz, ein reichhaltiges Bildarchiv: Photographien, Familien filmen, Wochenschaubildern vom Tierfang und von Ryhiners spektakulären Auftritten setzt er (in Bildern von teils fragwürdiger Qualität) aktuelle Aufnahmen der exotischen Schau plätze von damals gegenüber. Zweifellos vermag Ryhner's Business die Faszination, die vondiesem Basler Original weltmännischen Formats ausgeht, zu vermitteln, doch erschöpft sich die filmische Umsetzung in der etwas atemlosen kaleidoskopischen Bebliderung der biographischen Etappen.