Der Film mit dem wunderschönen, poetischen Titel Propellerblume erzählt eine Emanzipationsgeschichte: Die in eine Männerbeziehungskrise verstrickte Claudia findet schließlich doch noch zu sich selbst und erhält das Stipendium für eine Opernsängerinnenausbildung in Rom. Doch bis dahin ist ein weiter Weg: Zuerst verläßt Claudia ihren bürgerlich lebenden Freund und dessen Tochter, um bei einem Pseudospontikünstler einzuziehen, worauf sie eine Zeitlang ihr Üben vernachlässigt. Mit dem Freund wechselt sie auch die Umgebung: Von einer bürgerlichen Welt taucht sie – zunächst fasziniert vom Künstler, doch manchmal auch etwas widerspenstig – in ein ihr bisher unbekanntes Künstlermilieu ein. Nach anfänglicher Verunsicherung schafft sie es schließlich, sich darin zu behaupten – etwa als sie in einer Rockband zu singen beginnt und sich damit vom normierten Operngesang löst. Später merkt sie, daß auch der Künstler nicht der Richtige ist und verläßt ihn ebenfalls. Mitten in der Krise muß sie an den Stipendiatswettbewerb, und auch hier steht sie ganz zu sich, als sie erfolgreich etwas anderes als den eingeübten Part vorträgt.
Mit ihrem ersten Spielfilm liefert die Zürcherin Gitta Gsell eine leichtfüßige Komödie, die manchmal durchaus zum Schmunzeln verleitet. Leider vermag sie nicht gänzlich zu überzeugen: Claudias Konflikt zwischen den beiden Männern, von denen einer langweiliger und unattraktiver ist als der andere – der vermeintlich ausgeflippte Künstler erweist sich als genauso bieder wie sein Vorgänger – ist schwer nachvollziehbar.
Die aalglatte Geschichte, die man sich um einiges kantiger wünschte, läßt kaum Raum für wirkliche Konflikte, die einen mitreißen würden: Die Tochter beispielsweise, die Claudia zurückläßt, als sie sich von ihrem Freund trennt, ist nicht ihre eigene – was dem Konflikt die nötige Tiefe und Nachvollziehbarkeit nimmt. Als sie beim neuen Freund einzieht, vernachlässigt die angehende Opernsängerin zwar eine Zeitlang ihren Gesang, doch nie in einem wirklich bedrohlichen Ausmaß. Und wenn es doch zu Konfrontationen kommt, enden diese selten in einer Explosion. So wirkt die eigentlich zügig und gut erzählte Geschichte etwas flau, woran auch Vasiliki Roussis überzeugende schauspielerische Leistung, die gut ausgewählten Drehorte und die geschickte Inszenierung nichts zu ändern vermögen.