Richard Dindo begleitet den südafrikanischen weißen Exil-Schriftsteller Breyten Breytenbach, der seit 1960 in Paris lebt, und dessen vietnamesische Frau Yolande auf ihrer Reise durch Südafrika. Breytenbach war zwischen 1975 und 1983 siebeneinhalb Jahre wegen kommunistischer Aktivitäten in Südafrika inhaftiert gewesen und lebt seither wieder in Paris. Erst 1993 betrat er sein Heimatland wieder und hielt im autobiographischen Buch Rückkehr ins Paradies (1993) seine Eindrücke fest – eine Art Fortsetzung eines Reisetagebuchs, das er Anfang siebziger Jahre verfaßte (Augenblicke im Paradies, 1980). Für den Film sucht der Schriftsteller die schicksalsbestimmenden Orte noch einmal auf und fahndet zusammen mit seiner Frau nach den Spuren der Geschehnisse, die so tiefe Eindrücke in seinem Leben hinterlassen haben. Es ist eine Reise in die Erinnerung, begleitet von bitteren Erkenntnissen und tiefer Wehmut über die verlorene Heimat.
Längst sind die Spuren der schrecklichen Erlebnisse von der überwältigend schönen Landschaft geschluckt worden. Selbst das Gefängnis, in dem Breytenbach fünf Jahre ausharrte, bekommt durch die umliegende Berglandschaft etwas imposant Schönes. Die Atmosphäre in Pretoria und Kapstadt ist inzwischen so gelöst, daß einzig die nüchternen Beschreibungen Breytenbachs etwas von den Schrecken des Apartheid-Polizeiapparates wiedergeben.
Da die Reise mehrheitlich aus Erinnerungen besteht, arbeitet die Kamera mit landschaftlichen und tageszeitlichen Stimmungen. Sie verharrt auf Gegenständen und streift Gebäuden entlang, um eindringlich den Terror aus deren Mauern herauszulösen. Ein anderes Mal verweilt sie in einem staubigen, altmodischen Hotelzimmer und macht die angsterfüllten Stunden Breytenbachs vor seiner Verhaftung, als er sich in diesem Zimmer versteckte, nachfühlbar. Der Filmemacher kombiniert evokative, ausgewogene 35-mm-Photographie mit Videoaufnahmen. Die raschen Bewegungen und verwackelten Bilder der Videokamera bringen die Dynamik des Reisens zum Ausdruck, im Gegensatz zu den Momenten der Stille, der Erinnerung auf 35-mm-Film.
Jedesmal wenn die Erinnerungsreise bei besonders traurigen und verzweifelten Momenten im Leben Breytenbachs ankommt, wird ein Augenblick aus den glücklichen Kindheitstagen zum Kontrast aufgeführt, wie um die lebenserhaltende, gedankliche Verdrängung nachempfindbar zu machen. Am Anfang und am Schluß der Reise steht als Bekenntnis Breytenbachs zu Südafrika dessen Nationalhymne. Dazwischen macht er sich seine Gedanken zu Exil, Heimatlosigkeit, zum Verlust seiner Eltern, zu Einsamkeit, Leben und Tod. In den bewegendsten Passagen steigert sich der Film selbst zu einem Gedicht und erbringt Aussagen von universaler Gültigkeit.
Richard Dindos filmische Reisebegleitung ist ganz dem Mann und Schriftsteller Breytenbach gewidmet. Seine Ehefrau Yolande, die mit ihm die Schicksalsschläge durchgestanden hat, bleibt als Charakter marginal und steht eher für die ZuschauerInnen, denen Breytenbach sein Land und sein früheres Leben zeigt. Die Ungerechtigkeit, die Breytenbach und seiner Frau widerfahren ist, bleibt unermeßlich, genauso wie diejenige an der schwarzen Bevölkerung, die im Film allerdings praktisch unsichtbar bleibt.