Nach zahlreichen Fernsehproduktionen, darunter die populäre Lokalserie Die Direktorin (1994), hat Wolfgang Panzer seinen Hang zum Minimalismus entdeckt und damit für einen Spielfilm das Maximum herausgeholt. Mit einer kleinen Crew von zwei Leuten, einer Schauspielerin und einem Schauspieler, einer Hi-8-Kamera und einem lediglich zu Faden geschlagenen Drehbuch machte er sich auf die Reise durch Indien und Indonesien. Das Resultat heißt Broken Silence und hat subito Preise eingeheimst (Golden Cup Shanghai, La Sarraz CH). Die Rahmenhandlung: Ein Kartäusermönch aus der Schweiz beichtet einem Priester in New York, wie ihn die Verlängerung des Pachtvertrages für sein Kloster zu einer Reise nach Indonesien und zum Bruch seines Schweigegelübdes gezwungen hat. Eine Afroamerikanerin, der er zufällig begegnet und die sich ihm anschließt, öffnet ihm die Augen für Praktisches, während er ihr Respekt für Innerliches beibringt. Aber so furchtbar didaktisch, wie es klingt, ist es nicht. Broken Silence unterliegt eine liebevolle Wärme für die Figuren. Das Fehlverhalten des Mönchs, erzeugt durch seine grundsätzliche Welt- und seine spezielle Asienfremdheit, wird von innen, nicht von außen gezeigt. Durch die Anlage der Geschichte werden Fehltritte in tradierte Geschlechterklischees konsequent vermieden: Zwei Menschen mit ihren Schwächen sind auf ganz unterschiedliche Art voneinander abhängig.
Die billige und kleine Ausrüstung ermöglichte unauffälliges Drehen in den Straßen von Delhi und Bombay. Städtische Alltagsszenen konnten so ohne einen gekünstelten, inszenierten Hintergrund eingefangen werden. Diese Bilder stehen in Kontrast zu den Sequenzen der Rahmenhandlung, die auf 35 mm gedreht wurden. Die stark gepixelte Qualität der Videoaufnahmen verstärkt sich durch den Transfer auf Film - solche Szenen haben zudem einen starken Rotstich. Die Bilder sind unmittelbar und nah an den Personen - sie wirken authentisch. Panzer hat aus dem Mangel einen ästhetischen Stil gemacht, der das Reisegefühl wunderbar portiert.