Nach dem Roman Farinet ou la fausse monnaie von C.F. Ramuz drehte Max Häufler 1938 mit Jean-Louis Barrault in der Titelrolle Farinet, einen der Klassiker des frühen Schweizer Films. Das Remake von Yvan Butler, Autor verschiedener Fernsehproduktionen, erzählt nun die Geschichte von Farinet, dem Falschmünzer, Volkshelden und Möchtegern-Umstürzler, die auf historische Begebenheiten aus den Walliser Bergen des 19. Jahrhunderts zurückgeht, noch einmal nach: breiter, bunter und penetranter, aber keinesfalls persönlicher.
Denis Rabaglia (Grossesse nerveuse, 1993) hat die überlieferte Sozialrebellengeschichte zu einem geländegängigen Allwetterdrehbuch mit dezentem Anarcho-Aroma umgeschrieben. Stéphane Freiss, ein gutaussehender Naturbursche, interpretiert die Figur des Farinet im holzschnittartigen Stil der Seifenopern. Das Ganze wirkt in seiner erzählerischen wie formalen Gediegenheit und entmutigenden Unerheblichkeit außerordentlich quotentüchtig und erbringt einen soliden Zutrittsausweis ins profitable internationale Mehrteiler-Business.
Nicht etwa, daß die näheren und weiteren Umstände belanglos wären, unter denen damals der gesetzlose Bürgerschreck Farinet quasi in Wildwestmanier gewaltsam ums Leben kam. Häufler hatte sich auf wenige Kernmotive der Legende konzentriert. Davon konnte Butler profitieren, bloß nützt ihm der größere Reichtum wenig, weil die Episoden, statt mit epischem Behagen miteinander verbunden, bloß bieder, korrekt und nichtssagend aneinandergereiht sind.
Da wirkt sich bei Rabaglia und Butler spürbar die Befangenheit aus, man könnte, um Himmelswillen, anspruchsvoll oder gar »intellektuell« werden (und sei’s nur versehentlich). Diese Angst vor der Qualität verdirbt so vieles, was mehr zum Bildschirm als ins Kino drängt. Das Fernsehen ist nun einmal ein Boulevardmedium. Mit dieser Verkehrung der Welt wird immer ungenierter das Mißratene zum Gelungenen, das Überflüssige zum Erstrebenswerten geadelt. Rabaglia wie Butler können’s beide notorisch besser, wie frühere Arbeiten von ihnen zeigen. Aber sie glauben, sich nichts davon anmerken lassen zu dürfen.