Als der apulische Maurer Giuseppe di Tria Anfang der sechziger Jahre auswandern mußte, entschied er sich für die Schweiz, weil er Bilder von Chalets und Schneebergen aus dem Kino kannte. Nun wurde er, nach vielen Jahren, von seiner Firma entlassen. Giuseppe ist einer von neun Bauarbeitern aus der Romandie, die Gonseth in seiner Langzeitbeobachtung stellvertretend für viele andere porträtiert: Maurer, Handlanger, Maler, Eisenleger, Poliere, Kranführer, Baggerführer.
Der Film wurde zu einer Zeit begonnen, als das Bauen — auch das spekulative - boomte und die Gewerkschaften (noch) Geld hatten. Nun spiegelt die Form, die die Bilder bekommen haben, genau jene Zeitspanne, die ihre Realisation in Anspruch nahm: den Übergang von der Hochkonjunktur zur Rezession. Zwar ermöglichen die episodische Struktur, gefaßt von Prolog und Epilog, und die klare Gliederung durch thematische Zwischentitel das wiederholte Wechseln zwischen den beiden ökonomischen Phasen, zwischen damals und heute. Die Atmosphäre des Films ist aber durch das Jetzt der Krise geprägt. Sie hat die Bauarbeiter voll getroffen: Im Kanton Waadt ist die Zahl der Saisonniers zwischen 1991 und 1993 von 5000 auf 1500 gesunken. 8000 Stellensuchende sind es im Hoch- und Tiefbau.
Alle sind sie betroffen, die Grenzgänger aus Frankreich, die Schweizer und die zahlreichen Saisonniers (die 1990 auf den Beitritt der Schweiz zur EU gehofft hatten). Und allen ist klar, daß gegen die Rezession nicht demonstriert werden kann. Dennoch wird in den Gesprächen Bitterkeit spürbar über die Selbstgefälligkeit mancher Firmen, die Arbeiter auf die Straße stellen, die zwanzig und mehr Jahre einer spricht es deutlich aus: „die besten Jahre“ bei ihnen gearbeitet haben. Die meisten der Saisonniers sind seit Jahren hier und wohnen in der Regel in Baracken. Die bessergestellten Jahresaufenthalter leben mit ihrer Familie in einer Wohnung oder einem Häuschen. Neben der Arbeitslosigkeit trifft sie auch das Fremdsein. Fremd geblieben sind sie hier, fremd geworden in der alten Heimat, in die zurückzukehren sie gezwungen sind.
Bei aller Zurückhaltung findet der Film deutliche Bilder: In teilnehmender Betrachtung und mittels zahlreicher Gespräche schildert er die Veränderungen im Leben der Arbeiter - Veränderungen, die sich physisch in den Gesichtern abzeichnen. Für manche wird die Arbeitslosigkeit noch erschwert durch Arbeitsunfälle und deren Langzeitschäden, die durch die Versicherungen nicht oder nur ungenügend abgedeckt sind. Ein offizielles Plakat an einer Baubaracke - dem „Chalet“ der Saisonniers - verkündet am Schluß des Films: „Les gars du bâtiment ouverts au progrès.“ Dahinter leuchten die Schneeberge. Der deutsche Verleihtitel hält diesem vorwärtsblickenden Optimismus entgegen: Bauen war mein Leben. Das Leben von Menschen, die als Arbeiter gerufen worden waren.