Auf vielschichtige Weise gestaltet Dani Levy das komplexe Thema Rechtsradikalismus. Ohne mich ist ein Teil des Episodenfilms Neues Deutschland, der an politisch engagierte Filme wie Deutschland im Herbst (Rainer Werner Faßbinder, 1977) anknüpft. Hauptperson ist der jüdische Filmemacher Simon Rosenthal, den Dam Levy selbst spielt. Simon fühlt sich bedroht. Auf den Straßen Berlins und im Fernsehen sieht er die Gewalt eskalieren. Seine Furcht entfremdet ihn seiner Freundin, die ihm Selbstmitleid vorwirft. Seine Mutter dagegen erklärt ihn für verrückt, weil er überhaupt noch in „diesem Land“ lebt. Simon ist hin und her gerissen zwischen seinen Angstphantasien und dem Wunsch, sich zur Wehr zu setzen. Er sucht Hilfe in einem Selbstverteidigungskurs - der aber richtet sich ausschließlich an Frauen. Vor seinem antisemitischen Nachbarn gibt er sich als Türke namens „Krause“ aus.
Dani Levy zeigt die kleinen Strategien der Angst, die Simon zur Selbstverleugnung bringen. Wie in einem Vexierbild wechseln komische mit beklemmenden Szenen. Der Schnitt verleiht dem Film einen rasanten Rhythmus und schafft überraschende Anschlüsse. „Realistische“ und alptraumartige Sequenzen sind so dicht miteinander verwoben, daß eine eindeutige „Wirklichkeit“ nicht mehr auszumachen ist. Wenn Simon am Ende „in Sicherheit“, nämlich in einem Mondkrater, sitzt und von dort aus seinen Schlußmonolog auf Video spricht, wird klar, daß dieses „Happy-End“ nichts anderes ist als bittere Ironie. Dani Levy hat mit Ohne mich einen nahen und treffenden Film über die gegenwärtige Situation in Deutschland gedreht.