Ein Schweizer Boxerdrama: Köbis Talent ist vielversprechend. Ein Schnelldurchlauf seiner Jugend klärt uns gleich zu Anfang über die psychologischen Wurzeln der Begabung auf: Das Verdingkind aus dem Berner Oberland hatte sich unentwegt unter einem bösen Meister zu ducken. Eine traumatische Erinnerung nagt zudem an seinem Lebenswillen. Köbi (Ernst Sigrist) mußte einstecken wie kein zweiter. Und dann ist da noch die Liebe: Um die Ehre der scheinen Marie (Vanessa Lhoste), der Tochter des Meisters, zu verteidigen, lernt Köbi auch auszuteden.
Johannes Flütsch - sein dokumentarischer Blick in "Zärtlichkeit und Zorn bleibt in bester Erinnerung - ging auch für den Spielfilm Punch von einem authentischen Fall aus. Kein importierter Rocky aus dem fernen Amerika sollte es sein, sondern ein waschechter Berner Köbi, quasi der Boxer von nebenan. Flutsch recherchierte die wahre Geschichte von Walter Blaser. Das Naturtalent war für sein unglaubliches Einsteckvermögen berühmt. Den Sportfunktionären blieb der Selfmademan allerdings suspekt. 1975 beim Kampf um die Profi-Europameisterschaft im Zürcher Hallenstadion schimpften die Reporter Walter Blaser hämisch einen „technischen Analphabeten“.
Die filmisch anspruchsvollen Ringszenen vertraute Flütsch, der eigenen Aussage gemäß, einem guten „Handwerker“ an. Alan Birkinshaw übernahm dann aber auch sonst die Regie. Dem importierten Regisseur kann die Schuld dafür, daß die Geschichte schließlich trotz Drehs an Originalschauplätzen genausogut im diffusen Irgendwo spielen könnte, nicht zugeschoben werden. Flütsch hat bei der Drehbucharbeit die Liebe zum Detail verloren.
Aus dem eigenwilligen und anrührenden Quellenmaterial filterte Flütsch eine klassische Boxerkarriere. Gestrichen wurde ein zwielichtiger Vater, der das duckmäuserische Einstecken besser erklärt hätte als der Ersatz, ein fiktives Trauma, das die Vaterfigur zum tragischen Helden stilisiert. Auch das mäandrierende Liebesleben des Boxers wurde begradigt: Aus dem Aufsteiger, der noch im Begehren um soziale Anerkennung rang, wurde ein tragischer Liebhaber, der ewig um den „Schatz“ aus Kinderzeiten buhlt. Das Drehbuch zähmte den störrischen Walti und sperrte ihn als Köbi ins starre Schema eines Thesenfilms.
Nach dieser Tortur blieb lediglich eine Fiktion mit den ebenso typischen wie beliebigen Elementen des Boxerfilms übrig: ein Manager (Donald Sutherland), der den Schützling ausnützt, eine große Liebe, die Melodramatisches beisteuert, und ein unglücklicher Junge aus der Gosse, der sich hochboxt. Leider kein Schweizer Raging Bull, nur ein ausgepowerter Rocky, made in Switzerland.