Das ist die Geschichte von Walter. Er ist jung und lebenslustig. Er hat seinen Mitmenschen etwas zu geben, er will auch etwas bekommen, kurz er will leben. Und das in einer Welt, die es ihm, der sich zuerst noch selbst zu finden hat, nicht einfach macht. Erwartungen, oft zu hohe, werden an ihn gestellt, dann wieder hat er Schläge einzustecken, weil er sich zu weit vorgewagt hat. So verwirrend kann das Leben sein.
Walter arbeitet in einem Fotogeschäft. Die automatisierte Produktion von Farbfotoabzügen fordert ihm kaum etwas ab, daneben photographiert er selbst, in Schwarz-weiss und mit künstlerischem Anspruch. Dies kostet ihn seinen Job, denn sein Chef hat den Eindruck, er mache privat Geschäfte auf eigene Rechnung. Eine Liebesgeschichte mit einem älteren Mann (hervorragend gespielt von André Jung) hat zu Beginn eine warme Herzlichkeit und Romantik. Auf einer Spritzfahrt verursacht Walter einen Unfall. Kokain ist im Spiel. Sein Freund stellt sich der Polizei und verschweigt Walters Schuld. Dieser hat ein schlechtes Gewissen und besucht das Unfallopfer, eine junge Frau. Sie verliebt sich in ihn und hält ihn für einen „Helfer in der Not“, denn sie hat Probleme mit ihrem gewalttätigen Freund und wollte sich umbringen. Walter läßt sich in diese Beziehung hineintreiben, ohne sich wirklich zu engagieren. Sein Freund wird eifersüchtig und möchte Walter zurückgewinnen. In einem Anfall von Leidenschaft und Bedrängnis bringt Walter ihn am Ende um. Seine inzwischen schwangere Freundin, der er versprochen hat, mit ihr zu verreisen, läßt er im Stich. Walter wird von der Polizei verhaftet.
Postmoderne Bars und gestylte Wohnungen, ein schneller Jaguar und eine wegen Beliebigkeit nicht mehr erkennbare schweizerische Stadt bilden das Dekor. Der Film nimmt das Publikum mit durch Höhen und Tiefen, manchmal raffiniert und geschickt (Lukas Strebels Kamera und Licht, Stephan Wittwers Musik), manchmal unbeholfen und zum Lachen verführend (Dialoge, einzelne schauspielerische Leistungen).
Geteilte Nacht ist im Drehbuch, in der Schilderung der Psychologie der Personen und zum Teil in der Inszenierung zu ungenau, um wirklich überzeugen zu können. Es wäre aber verfehlt, Morgers Versuch, eine nachvollziehbare Dreiecksgeschichte in zeitgemäßer Bildsprache, mit Tempo und satter Tonspur zu erzählen, deshalb die Berechtigung abzusprechen.