Micha Bar-Am, geboren als Michael Lyssy, ist Trommler, Zeichner und Kibbuznik. In der Schweiz aufgewachsen, wanderte er in jungen Jahren nach Israel aus, wo er bis heute lebt. In Ein Trommler in der Wüste dokumentiert Rolf Lyssy, sein älterer Bruder, Michas Leben und Werdegang als Künstler.
Michas hebräischer Name Bar-Am („Bar“ für „Sohn“, aber auch „der Andere, Wilde“, und „Am“ für „Volk“) steht für die drei großen Herausforderungen, die sein Leben im wesentlichen geprägt haben. Als erste die Emigration nach Israel und die Begegnung mit der ihm bis dahin weitgehend unbekannten jüdischen Kultur. Dann das Leben im Kibbuz und die Konfrontation mit der Realität einer sozialistischen Gesellschaftsutopie. Schließlich seine künstlerische Tätigkeit, die ihn - besonders im Kibbuz, wo die materielle Selbstversorgung an erster Stelle steht - zum Außenseiter macht. Der Film zeichnet den Lebensweg Micha Bar-Ams in erster Linie anhand seiner eigenen Aussagen, dann anhand derjenigen seines Bruders und Regisseurs sowie seiner engeren Familienangehörigen und schließlich über die Ausführungen von Kibbuzniks. Im Vordergrund steht dabei die Diskussion seiner nicht unumstrittenen Position als Künstler im Kibbuz.
Seine Kunst entsteht in enger Auseinandersetzung mit Land und Landschaft - schön ersichtlich dort, wo während einer Vernissage Überblendungen die Betrachter seiner Zeichnungen zu Nahbetrachtern von Wüstenfelsen werden lassen mit Leben und Menschen im Kibbuz. Über seine Konzerte sucht Micha immer wieder den direkten Kontakt mit dem Publikum. Der Film profitiert von Michas Fähigkeit, sich mitzuteilen, seine Musik, seine Zeichnungen im weitesten Sinne zu „erklären“, die nicht zuletzt Folge davon sein dürfte, das eigene Tun im Kibbuz rechtfertigen zu müssen.
Kunst den Menschen näherzubringen, sie anderen als Trägerin der wahren Werte zu entdecken, zwischen verschiedenen Kulturen zu vermitteln - der Film gibt den Anstoß zu einem Konzert in der Schule eines arabischen Nachbardorfs - ist zu Micha Bar-Ams vordringlichem Anliegen geworden und beinhaltet sowohl die Auseinandersetzung mit individuell-existentiellen Fragen als auch gesellschaftspolitisches Engagement. Rolf Lyssys Künstlerporträt läßt so die Grenzen des Privaten hinter sich, um paradigmatisch die Stellung von Kunst und Künstler in der Gesellschaft zu reflektieren und am Rande und aus sehr persönlicher Sicht einen Konfliktherd der Weltpolitik zu beleuchten.