Der 1968 geborene Claudius Gentinetta fiel an den Solothurner Filmtagen bereits mit seinem ersten Trickfilm Hungry (1988) auf, der sich in rasantem Tempo, mit Sinn für schwarzen Humor und Engagement dem Thema Hunger annimmt. Nach zwei weiteren Beiträgen, die sich mit dem erbarmungslos vorwärtsschreitenden Gang der Reproduktion und mit der Gewalt beschäftigen, greift nun auch sein neustes Werk ein sozialkritisches Thema auf, nämlich den Wohlstandsstandard, der sich auf Kosten anderer an der Spitze hält.
Eine Kamerafahrt läßt den Blick über Wolken und Himmel gleiten, bis eine Bergkette erscheint. Auf einem der spitzen Gipfel thront ein Fettwanst. Wohlgenährtes Fleckvieh versucht unter stetem Muhen und Kacken, den Berg zu erklimmen, ebenso dünne schwarze Männer. Der Fettwanst greift sich immer mal wieder eine der Kühe, wirbelt sie in die Luft, sperrt das Maul auf und läßt die Kuh in seinem Bauch verschwinden. Die Schwarzen, die sich der Spitze nähern, um den Dicken zu vertreiben, werden von diesem mit Fußtritten oder mittels gezielter Schüsse mit den abgenagten Knochen abgeschossen. Sein exzessives Fressen wird dem Dicken jedoch zum Verhängnis. Als die vierte Kuh nämlich in seinem Rachen verschwunden ist, quillt der Bauch ein weiteres Mal auf, das Fett hängt zu beiden Seiten der Bergspitze nach unten, da macht es „ratsch“, und der Berg hat den Fettwanst aufgespießt. Die Kamera setzt ihre Fahrt nach rechts langsam fort, Himmel und Wolken erscheinen wieder im Bild.
Durch die Reduktion des „Personals“, bestehend aus dem Fettwanst, den Wohlstandskühen und den unterernährten Schwarzen, durch die ruhig und distanziert den Kampf um den Gipfel des Wohlstands beobachtende Kamera und die gemächliche Kamerafahrt hin zum und weg vom Ort des makabren Geschehens, durch den kommentarlosen Wechsel von Ruhe und Bewegung wirkt Wohlstandskühe lakonischer als die bisherigen Werke und besticht durch kühle Untertreibung.