„Huren sind Huren! ... Oder sind Freier ...?“ Das Seefeld ist kein Zürcher Quartier wie jedes andere. Obwohl mit dem Tram eine Viertelstunde vom Drogenumschlagsort Platzspitz entfernt, steht die ruhige, eher betuchte Wohngegend über die drogenabhängigen Frauen, die sich dort als Prostituierte das Geld für ihre tägliche Dosis verdienen, zu diesem in direkter Verbindung und verhängnisvoller Abhängigkeit. Das Gerüst des Films - aufgeteilt in sechs „Runden“ - bildet eine Untersuchung, die der Frage nachgeht, weshalb sich ein Mann ausgerechnet auf dem Drogenstrich eine Frau sucht. Sich prostituierende drogenabhängige Frauen sind - nach Aussagen der Freier - jünger, „normaler“, friedlicher, was soviel heißt wie schutzloser, da durch ihre Sucht den Kunden doppelt ausgeliefert.
Ins Bild gesetzt wurde das unscheinbar Sichtbare: Quartierstraßen bei Tag und bei Nacht sowie die Meinungsäußerungen mittelbar Involvierter: eine Seefelder Stammtischrunde, ein Ehepaar, das die Vorgänge vom Wohnungsfenster aus beobachtet, ein Polizist auf Streife, eine (Profi-)Prostituierte, der Gärtner am Platzspitz. In vorsichtige und beklemmende Bilder umgesetzt wurde aber auch viel sonst Unsichtbares und Unbekanntes: die drogenabhängigen Frauen (im Gegenlicht), die von ihren Erfahrungen erzählen und Streiflichter auf ihre Biographien werfen, und vor allem die Gespräche, Geständnisse und Selbstanalysen der Freier, die sich über ein Inserat in der Zeitung gemeldet haben und mit erstaunlicher Offenheit von ihren Motivationen und Erfahrungen berichten. Abgründe tun sich dabei auf: „normale“ Männer mit einem „normalen“ All tag, die auf Kosten dieser Frauen ihre Phantasien und Frustrationen ausleben und bei ihrem Tun gar missionarischen Eifer vorschützen.
Ein wichtiger Film, der vor allem durch seine brisante Aktualität, das Herausgreifen des frauenspezifischen Aspekts der Drogenproblematik besticht und ein Schlaglicht auf die tabuisierte Grauzone der Freier wirft.