Nestwärme sind eigentlich zwei Filme in einem. Ein Film über die private Aktion „Bettwärme“ in Bern, das Obdachlosen im Winter eine vorübergehende Notschlafstelle samt Suppentopf bietet, zuerst in dem saisonhalber leerstehenden Personalheim einer Baufirma, dann in einem Zivilschutzraum. Ein Nest neben den Wohnsilos, in dem die Initiatorin der Aktion wohnt, eine Alternative zur Strasse für einige Zeit. Hier treffen sich Kleinbürger im Abseits und Aussenseiter, die „vielleicht die Innenseiter sind“, da sie sich „wie Enten begnügen, das Dreckwasser aus der Aare zu saufen“ (Bruno). Der Film lässt diese Obdachlosen sprechen, lässt sie von ihrem Alltag, ihren Träumen erzählen, begleitet sie für einige Zeit.
Und ein Film über Bruno, Bruder des Regisseurs und selbst zu Tode beklatschter Regisseur (Dr Tscharmsblues, 1979), nun seit Jahren Obdachloser. Er taucht zufällig bei den Filmarbeiten auf und wird in den Film einbezogen, macht den Film zu einem beklemmenden Dokument, lässt distanziertes Anschauen kaum mehr zu. In einzelnen Sequenzen führt er die Kamera: Zittrig doch entschlossen sucht seine Kamera den Bettkanten entlang, geht nicht auf die Betten ein, die ganze Trostlosigkeit des Zivilschutzesraumes in wenigen Bildern. Betroffenheit, kein Lehrstück.