HEINI ALPER

FÜR DEN MÜLL (ANDRE KUNZANDRÉ KUNZ)

SELECTION CINEMA

Zu lange schon hat Natascha mitangesehen, wie ihr kunstmalender Freund Jakob sein Atelier mit Bildern füllt und im übrigen den Lebensstil eines Bohemiens pflegt. Jetzt soll er endlich versuchen, seine Bilder loszuwerden. Lind tatsächlich wird er vom dritten oder siebten abgeklopften Galeristen „entdeckt“ - sehr zu seiner Überraschung und Nataschas Zufriedenheit.

Inzwischen hat sich auch Herr Beckhaus von seiner Frau überreden lassen: ein Tischchen, das sie schon lange stört in der mit Stil und Kunst reich garnierten Wohnung, soll endlich weggeworfen werden.

Jakobs und Herrn Breckhaus’ Wege kreuzen sich auf dem Schrottplatz. Als Beckhaus sieht, dass Jakob das Tischchen haben will, fängt er an zu feilschen — von irgendwoher muss er mit den elementaren Marktmechanismen vertraut sein. Jakob zahlt schliesslich, und niemanden wundert’s, dass er den geschäftstüchtigen Herrn Beckhaus nicht mag. Unter Jakobs Händen gerät dann das Tischchen zum Kunstwerk, kommt in die Vernissage und wird vom kunstsinnigen Ehepaar Beckhaus prompt entdeckt und - gekauft.

Ein paar Tage später ist Jakob erstmals mit Natascha bei deren Eltern eingeladen. Und wer, stellt sich heraus, sind wohl diese Eltern? - Genau! Und was hängt da wohl an prominenter Stelle im Korridor? - Richtig!

Für den Müll ist nicht nur eine recht gelungene, witzige, unterhaltsame Geschichte, sondern auch eine treffliche Persiflage auf den kommerziellen Kunstbetrieb; wenn etwa Jakob nach kurzer Verlegenheit sich spontan zu den „Neuen Intakten“ und „Alpinen Transversalen“ bekennt, ist das doch eine wunderhübsche Pointe; und davon gibt es mehrere. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass die Inszenierung — es mag an Einzelheiten wie den gewählten Bilddimensionen, der Art und dem Anteil der „Atmo“ im Tonmix, teilweise vielleicht auch an den Darstellern liegen dass die Inszenierung also gelegentlich etwas Kammerspielhaftes hat, was nicht recht zu der ganzen Geschichte passen will; aber solche Eindrücke sind ja ohnehin immer höchst subjektiv.

Heini Alper
geb. 1946, Mitglied der S-8 Gruppe Zürich und Mitarbeiter verschiedener Filmprojekte, arbeitet in der Dokumentation „Wort“ des Schweizer Fernsehens DRS.
(Stand: 2019)
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