NIKLAUS OBERHOLZER

DÜNKI-SCHOTT (TOBIAS WYSS, HANS LIECHTI)

SELECTION CINEMA

Eine Kritik am Film Dünki-Schott hat nichts zu tun mit Franz Hohlers politischer Haltung oder mit seinem Umweltverständnis, und kaum etwas mit Franz Hohlers und René Quellets kabarettistischen Fähigkeiten. Was einen Besuch dieses Films trotz allem lohnt, ist auf der einen Seite gerade die klare, wenn auch niemals sektenhaft stur verkündete politische Position Hohlers im Kampf um Umwelt und vernünftige Energiepolitik, und auf der anderen Seite ist es jene schauspielerische Präsenz, die Hohler, auch wenn er kaum ein richtiger Schauspieler ist, sondern vor allem sich selber spielt, in seiner urtümlich wirkenden, kindlich-naiven und doch wieder hau- degenhaften Art oftmals erreicht.

Abgesehen davon: Der Film ist eine Aufreihung eben dieser oftmals sicherlich amüsanten Augenblicke in Hohlers Rolle als moderner Don Quijote, die von René Quellet als Sancho Pansa und Dodo Hug als Dulcinea Unterstützung erhält: Also Kabarett-Szene an Kabarett-Szene gereiht im Stil jener Fernsehsendungen, mit denen Franz Hohler zu Recht weitreichende Anerkennung fand — neben kleinkariertem politischen Tadel. Aber das reicht nicht aus, um einen in sich geschlossenen und dramaturgisch durchgestalteten Spielfilm von abendfüllender Länge zu schaffen.

Die Geschichte entspricht diesem Denken in Kabarett-Szenen, die mit Volkstheater-Elementen garniert werden: Professor Dünki-Schott, versehen mit einem Nationalfonds-Auftrag zur Erforschung des Mittelalters hat die Papiertigerei satt und erprobt am eigenen Leib das Leben des fahrenden und unerschrockenen Ritters, begleitet von Santschi und betreut aus der Ferne von der Nationalfonds-Sekretärin Döltschi Bea. Die Episoden sind: Chaos auf der Autobahn, wutentbranntes Um-sich-Werfen im Supermarkt, Anreiten im Sturm gegen Kühltürme, Öffnen der Wasserschleusen in einem Kraftwerk, Begegnung mit Militär und Polizei, schliesslich triumphale Rückkehr ins Dorf, wo Dünki-Schott seine Arbeitsstätte hat und wo er mit einem grossen Volksfest begrüsst wird. Es gibt dabei hübsche Details und vor allem eine oftmals hervorragende Kameraarbeit von Hans Liechti. Aber weder die eher selten auszumachenden hübschen Spässchen noch das gepflegte und schöne Bild vermögen, was plump und mangelhaft durchdacht ist, zu korrigieren: Der Holprigkeiten in der Dramaturgie, der Klischees und Trivialitäten sind zu viele.

Die Autoren verliessen sich offenbar ganz auf Franz Hohler, seine Begabung und seine Ausstrahlung. Dünki-Schott hätte eine Polit-Komödie werden sollen. Mit ein paar Kabarett-Szenen ist das nicht zu bewerkstelligen; da ist schon etwas mehr Aufwand nötig.

Niklaus Oberholzer
*1940, studierte Kunst- und deutsche Literaturgeschichte. 1974 wurde er Leiter des Kulturressorts des Vaterland, der Luzerner Zeitung und der Neuen Luzerner Zeitung. Er war Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia. Für seine Arbeit als Kunstvermittler wurde Oberholzer 1996 mit dem Anerkennungspreis des Eidgenössischen Departements des Inneren ausgezeichnet. Als freier Publizist schreibt er für Medien und Verlage.
(Stand: 2019)
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