NIKLAUS OBERHOLZER

DIE SCHWARZE PERLE (UELI MAMIN)

SELECTION CINEMA

Auch wenn die Schauspieler Max Rüdlinger und Agnes Dünneisen an Atmosphäre und Ausstrahlung dieses Films sicher wesentlichen Anteil haben, so ist Die schwarze Perle, der Spielfilmerstling des 1952 geborenen Berner Oberländers Ueli Mamin, doch eine höchst erfreuliche Angelegenheit: Auf Anhieb gelingt einem Nachwuchsfilmer — er hat allerdings einige Jahre die National Film School in London besucht — eine beachtliche und vor allem stimmige Arbeit.

Mamin erzählt eine kleine Liebesgeschichte, die zugleich eine Heimkehr- und eine Aufbruchgeschichte ist. Der Golfer Robi Schwarz kehrt von internationaler Tätigkeit — ob erfolgreich oder nicht, bleibt dahingestellt — nach Interlaken zurück. Die Heimat will er nicht mehr so recht finden, und sesshaft werden wird er kaum mehr wirklich. Das Hotel seiner Eltern ist abgerissen. Die alten Bekannten sind noch da, aber die Stimmung ist jene eines Ferienortes in der Zwischensaison — trüb und langweilig. Da trifft er auf Silvia, die Interlaken verlassen und anderswo ein neues Leben beginnen möchte und die ihm die Altwohnung überlässt. Die Liebesgeschichte zwischen dem Heimkehrer und der von Fernweh geplagten jungen Frau verläuft unspektakulär und alltäglich, ohne Sentimentalitäten, dafür in ausgesprochen natürlichem Fluss der Dinge, die unbestimmt enden, wie denn fast alles in diesem Film in einer sehr präzise getroffenen Unbestimmtheit der „Zwischenzonen“ bleibt, in denen es keine Verwurzelung geben kann. Entsprechend gut gewählt ist auch der Schauplatz, der weder Stadt noch Dorf und zugleich beides ist.

Max Rüdlinger und Agnes Dünneisen spielen das Paar in bekannter und unprätentiöser Selbstverständlichkeit und Beiläufigkeit. Rüdlinger nimmt man den Profi-Golfer nicht so ganz ab, dafür aber seinen fast unerwachsen wirkenden Charakter. Richtig und präzis geführt sind Hans Gaugier und Walter Ruch in ihren Rollen.

Niklaus Oberholzer
*1940, studierte Kunst- und deutsche Literaturgeschichte. 1974 wurde er Leiter des Kulturressorts des Vaterland, der Luzerner Zeitung und der Neuen Luzerner Zeitung. Er war Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia. Für seine Arbeit als Kunstvermittler wurde Oberholzer 1996 mit dem Anerkennungspreis des Eidgenössischen Departements des Inneren ausgezeichnet. Als freier Publizist schreibt er für Medien und Verlage.
(Stand: 2019)
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