CYRIL THURSTON

TROTT (RUBEN DELLERS, TILL DELLERS)

SELECTION CINEMA

Ruben und Till Dellers haben den Alltagstrott am Beispiel einer Gasthaus-Stammtischrunde verfilmt. Da treffen sich die Gäste jeden Freitag zur gleichen Stunde, besprechen „philosophisch tiefschürfende“ Probleme. Sie sitzen stets am selben Platz, auf dem selben Stuhl, am selben Tisch. Sie trinken stets das selbe Getränk, wahrscheinlich aus dem selben Glas. Sie rauchen auch und zwar stets die selbe Marke. Dabei bewegen sie sich in stets der selben Art, und auch ihre Gestik ist stets die selbe. Doch da gibt es einen, der aus diesem Trott ausbrechen will. So steht er auf und verlässt das Haus, ärgert sich dabei gehörig, dass er Freitag für Freitag die stets selben langweiligen Gäste trifft.

Die Brüder Dellers nehmen in ihrem Film den Alltagstrott wörtlich. Sie behandeln ihn in formaler und inhaltlicher Hinsicht in einer treffsicheren, humoristischen und witzigen Art. Auf eine spielerische Weise gestalten sie den Trott, bringen auditive wie visuelle Ebenen voll in ihr Spiel ein. Selbst der Nachspann setzt den Trott fort; er wiederholt sich laufend, scheint nicht mehr enden zu wollen. Dank einer exakt konzipierten Montage steigert sich der Rhythmus dieses fünfzehnminütigen Kurzfilms fortwährend. Er verleiht ihm Spannung, gibt ihm einen adäquaten, themengerechten Schwung. Trott ist eine amüsante, vollständig gelungene Persiflage auf die sich drehenden Stammtischrunden.

Cyril Thurston
geb. 1957, seit 1982 für die Programmierung des Kinos Xenix in Zürich mitverantwortlich, Mitarbeiter des Filmfestivals Locarno 1987/88, hat verschiedene Kurzfilme realisiert und ist seit 1991 mit einer Senegalesin verheiratet.
(Stand: 2019)
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