PETER SCHNEIDER

PI-ERROTISCHE BEZIEHUNGEN (BEAT KUERT)

SELECTION CINEMA

Beat Kuerts Experimentalfilm ist ein sehr privatsprachliches Werk, wobei “privat” nicht einen originalen Schöpfungsakt meint, sondern auf die borstige, widerspenstige Art der Kombination von Bekanntem zielt. Der Film ist ein wilder Diskurs über das Verhältnis von Mann und Frau. Er bedient sich der Allegorie - der Mann tritt als Staat auf mannigfacher Symbolik und der freien Rede - Michael Maassen erzählt Anekdoten aus seiner Jugend. Der Film wird nicht durch einen offenkundig verfolgten Gedanken oder eine zwingende Assoziation zusammengehalten, sondern durch die Exotik des Bildes. Dieses inszeniert hauptsächlich Metaphern und dient als Symbolträger, wohingegen der gesprochene Text oft mit behauptenden Worten die Irritation festzumachen versucht. Dies hat eine nicht unkomische Wirkung zur Folge. Die disparate, unvernünftige Struktur des Films wird schon im Titel vorweggenommen, der in einem inszenierten Verschreiber zwei Begriffe zur Darstellung bringt. Der Film phantasiert richtungs- und uferlos über Ordnung und Chaos, den Staat und die Liebe. Das Nebeneinander von schwärmerischer, witzelnder und reflektierender Rede, von spontaner Aktion und stilisiertem, prägnantem Diskurs macht es schwierig, zwischen Ernst und Ironie des Films zu unterscheiden. So bleibt seine Botschaft disparat und chaotisch-diffus.

Peter Schneider
Keine Kurzbio vorhanden.
(Stand: 2020)
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