Die Mietshausfassade ist trostlos, aber die Mädchenbluse, die vor irgendeinem Fenster sacht im Wind baumelt, aufregend. Paul aus Zürich, der Poupoune in München besuchen kommt, merkt sich das Fenster. Valeria hat aber schon jemanden bei sich, als Paul in Arbeitermontur angeblich Fenster ausmessen kommt.
Zum Glück wird sich der Jemand dann nur als der Bruder erweisen. Und Valeria kann wie Paul Zärtlichkeit gebrauchen, denn das grosse Foch, das sie durch die Zimmerwand gehauen hat, gibt letztlich weder mehr Lebensraum noch Lebensluft.
Der 1952 in Zug geborene Christoph Kühn ist selber Schweizer in München: Falsche Bilder hat er an der HFF produziert. Mitgebracht hat er seinen eigenen skurrilen Witz, seinen Sinn für groteske Arabesken und Einschübe; Referenz an die welschen Filmerkollegen wie etwa den frühen Soutter, ist ihm bereits bescheinigt worden - der müde Galgenwitz, der mit aufflackert, gehört vielleicht eher in unsere Jahre. Wie auch die trotzig vergagte Hoffnung am Ende: Kühn lässt die Fotografin Valeria nicht unter der zahlungsfähigen Obhut eines grässlichen Modefotofritzen verkommen, nachdem ihre eigenen, persönlichen und nicht schönen Bilder anderswo nicht «gefallen» mochten. Valeria und die von geschleckten Filtern ausgebeuteten Modelle des Modefotofritzen solidarisieren sich ein bisschen. Das könnte freilich pompös-emanzipiert daherkommen, tut es aber nicht. Christoph Kühn bleibt bei seinem Gespür für die Schwerelosigkeit von Ernst -und das macht über die dramaturgische Brüchigkeit dieses Films weiter neugierig auf ihn, innerhalb der Deutschschweizer Filmszene.